Pressemeldung VPT: Tarifparteien "auf dem Holzweg"

 

München, den 23. Mai 2018

P r e s s e i n f o r m a t i o n

(hier als pdf zum download)
 
Berufsverbände: Tarifparteien sind auf dem „Holzweg“

Filmschaffende fordern mehr Gesundheit und mehr Lebenszeit

Auf dem „Holzweg“ sehen zahlreiche Berufsverbände und –netzwerke der Filmschaffenden die Tarifparteien bei Ihren gegenwärtigen Verhandlungen. Die Gewerkschaft Verdi fordert in den Tarifverhandlungen, die am 29. Mai in Berlin fortgesetzt werden, vor allem eine Gagenerhöhung um 6 Prozent.

Zum einen bleibt schon diese Forderung hinter dem Abschluß u.a. des öffentlichen Dienstes zurück, bei dem jüngst über 7 Prozent vereinbart wurden.

Vor allem aber kritisieren die in der Arbeitsgemeinschaft „Verbände pro Tarif“ zusammengeschlossenen Berufsorganisationen, daß die Tarifgespräche „nur auf dem Papier“ über eine Begrenzung der Arbeitszeit auf 12 Stunden erfolgen.

Ohne deutliche Erhöhungen der Mehrarbeitszuschläge wird dies jedoch nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft „Verbände PRO Tarif“, wie schon bisher, keine tatsächliche Begrenzung der drastisch gestiegenen Arbeitszeitbelastung bewirken. Die extreme Zunahme der Arbeitszeit, aber auch deren Verdichtung, führen inzwischen zu unerträglichen gesundheitlichen Belastungen und Unfallrisiken. Eine Vereinbarung des Filmschaffens mit dem Privatleben ist kaum noch möglich. Auch die Zunahme der „Nacht-Drehs“, die insbesondere in der Freitag-Nacht bis in den Samstagmorgen andauern, führt dazu, daß die Filmschaffenden oftmals noch nicht einmal ein arbeitsfreies Wochenende zur Erholung oder zur Pflege sozialer Kontakte mit der eigenen Familie oder Freunden zur Verfügung haben.

Die an der Arbeitsgemeinschaft „Verbände PRO Tarif“ beteiligten Berufsorganisationen der Filmschaffenden haben - vor der Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen - in der vergangenen Woche eine Umfrage unter ihren Mitgliedern durchgeführt, ob ihnen „Mehr Gage“ oder „Mehr Gesundheit – Mehr Lebenszeit“ bei der Verhandlung der künftigen Arbeitsbedingungen wichtiger ist.

Dabei haben sich die Mitglieder mit einer, selbst für die Vorstände der Verbände, beeindruckenden Deutlichkeit für substantielle Verbesserungen bei der Arbeitszeit ausgesprochen: Für „Mehr Grundgage“ haben 19,4 Prozent der Mitglieder votiert, während sich 80,6 Prozent für „Mehr Gesundheit – Mehr Lebenszeit“ ausgesprochen haben.

Abgestimmt haben Filmschaffende aus den Berufsgruppen Kamera, Schnitt, Szenenbild, Kostümbild, SetDecorator, Requisite, Regieassistenz, Kameraassistenz, Beleuchtung, Grip. Bei der Onlineumfrage konnten auch Kommentare abgegeben werden. Unter den zahlreichen Statements finden sich vor allem Anmerkungen wie: „Eine über 10 Stunden hinausgehende Arbeitszeit ist familien-, menschen- und gesundheitsfeindlich“.

Die Kernforderungen von „Verbände pro Tarif“ sind:

1. Klarstellung der Tarifbestimmungen als Mindestkonditionen

Das „Rosinenpicken“ aus dem Tarifvertrag muß beendet werden. So dürfen künftig auch keine (vermeintlich) über dem tariflichen Mindestgagen-Niveau der Tabelle liegenden Gagen zu (tatsächlich) untertariflichen Gagen bzw. Mehrarbeitszuschlägen führen.

2. Extreme Mehrarbeit vermeiden oder angemessen ausgleichen

Extreme Arbeitszeiten müssen teuer und damit vermieden werden. So soll der Zuschlag ab der 12. Stunde 50 % und dann progressiv ansteigend für die 13. Stunde 100% sowie ab der 14. Stunde 200% betragen.

Zum Eindämmen der Freitagnacht- und Samstagsarbeit soll künftig jeder tatsächlich (auch um Mitternacht) angefangene Arbeitstag (damit auch der Samstag) mit mindestens 10 Stunden berechnet werden.

3. Urlaubsregelungen anpassen

Der zur Rekreation erforderliche Urlaub muß sich künftig z. B. nicht mehr an der Zahl der Kalenderwochen bemessen, sondern an der Zahl der tatsächlich – auch an Wochenenden – geleisteten Arbeitstage.

4. Pensionskasse: Ergänzende Altersvorsorge für Alle(s)

Die für unstetig arbeitende Filmschaffende dringend notwendige ergänzende Altersvorsorge der Pensionskasse Rundfunk muß als tarifliche Regelung künftig für alle Produktionen gelten, also auch für Kinofilme oder TV-Filme für Privatsender.

5. Tarifvertrag allgemeinverständlich machen

Die Arbeitsgemeinschaft „Verbände PRO Tarif“ hat mit Unterstützung der KünstlerKanzlei bereits in einer umfassenden Bestandsaufnahme alle mißverständlichen und widersprüchlichen Passagen des Tarifvertrages herausgearbeitet, das Ergebnis liegt den Tarifparteien bereits seit mehreren Monaten vor. Der künftige Tarifvertrag muß so verständlich sein, daß nicht nur Funktionäre und Juristen, sondern alle Filmschaffenden und Produzenten ihn verstehen und anwenden können.

Die konkreten Forderungen, einschließlich aller Formulierungsvorschläge für eine bessere Verständlichkeit des Tarifvertrages für Film- und Fernsehschaffende finden sich unter „verbände-pro-tarif.de“.

Diese Forderungen unterstützen:

 



 

 

 

 

 

 

 

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