Pressemeldung Verbände Pro Tarif v. 23.1.2018

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VERBÄNDE PRO TARIF erhöhen den Druck: Neuausrichtung des Tarifvertrags für Filmschaffende unbedingt erforderlich
 
(Berlin/München, 23.1.2018)

Die Tarifverhandlungen für ca. 25.000 Filmschaffende in Deutschland werden am 25. Januar in München fortgesetzt. Im Rahmen der Initiative "Verbände PRO Tarif" stärken mehrere Berufsverbände der ver.di mit einem Forderungskatalog und einer detailierten Analyse des bisherigen Tarifvertrages für auf Produktionsdauer beschäftigte Film- und Fernsehschaffende den Rücken.


"Verbände PRO Tarif" hatten im November 2017 einen Forderungskatalog vorgelegt. Die zeitgleich von der ver.di-Filmunion unter ihrem Verhandlungsführer Matthias von Fintel in die Verhandlungen eingebrachten und in einer Mitteilung veröffentlichten Forderungen setzen zwar ähnliche Schwerpunkte wie "Verbände PRO Tarif", differieren in wesentlichen Teilen jedoch erheblich. Die Berufsverbände unterstreichen nachdrücklich, dass die Filmschaffenden von einem neuen Tarifvertrag deutliche und vor allem tatsächlich wirksame Verbesserungen erwarten.

So geht aus der ver.di-Mitteilung nicht hervor, wie die geforderte Begrenzung der täglichen Arbeitszeit auf 12 Stunden umgesetzt werden soll. Die von ver.di genannten Mehrarbeits-Zuschläge reichen zur Entfaltung einer effektiven Steuerungswirkung keinesfalls aus: Die Berufsverbände fordern eine andere Staffelung mit steilerer Progression, um die extremen Arbeitsstunden tatsächlich wirksam zu reduzieren. Mit 25% für die 11. Stunde, 50% für die 12. Stunde, 100% für die 13. Stunde und 200% für jede darüber hinausgehende Stunde werden zusätzliche Drehtage statt ausufernder Mehrarbeit attraktiver. Ziel muss nicht nur eine Begrenzung auf 12 tägliche Arbeitsstunden sein, wie ver.di fordert, sondern auch, dass bereits über 10 Stunden hinausgehende tägliche Arbeitszeiten seltener werden und über 13 Stunden hinaus nur in ganz seltenen Ausnahmefällen gearbeitet wird. Die von "Verbände PRO Tarif" geforderten Zuschläge haben diese Regelungskraft.

Um die Arbeitsbedingungen in der Filmproduktion sozial- und familienverträglich zu gestalten, muß auch die Arbeit an Wochenenden - bzw. über fünf Tage pro Woche hinaus - sowie die häufige Nachtarbeit reduziert werden. Beispielsweise gibt es kein Wochenende, wenn durch Nachtarbeit von Freitag bis Samstagmorgen bei frühem Arbeitsbeginn am Montag nur ein komplett freier Erholungstag bleibt. Auch die nach wie vor existierenden zahlreichen Pauschalverträge, die den Tarifvertrag meist drastisch unterlaufen, müssen der Vergangenheit angehören. Von solchen grundlegenden Forderungen ist bei ver.di genausowenig zu lesen, wie zu den Themen finanzielle Kompensation bei Drehverschiebung oder eingeschränkten bzw. nicht gewährten Pausen - sowie zur Altersvorsorge durch die Pensionskasse. Auch Kino-, Kino-Koproduktionen und Produktionen für Privatsender sind in die Regelungen zur  Pensionskasse mit einzubeziehen. Entgegen anderslautenden Darstellungen sind genau diese Produktionsformen bislang von der Zahlungspflicht ausgenommen. Die Filmschaffenden erwarten hier ein klares Bekenntnis der Produktionswirtschaft zur Solidarität!

Das Ansinnen der ver.di-Filmunion, den Tarifvertrag erst in "nachgelagerten" Gesprächen mit der Produzentenallianz insgesamt neu zu formulieren, ist aus Sicht der Verbände vollkommen unzureichend und realitätsfern. Inhaltliche Korrekturen, die im Rahmen der Verhandlungen erreicht werden, und redaktionelle Verbesserungen, die den Tarifvertrag verständlich machen, sind so eng miteinander verzahnt, dass eine nachgelagerte redaktionelle Überarbeitung über Kosmetik kaum hinausginge. Wer "mit der besseren Verständlichkeit des Tarifvertrags" dessen Anwendbarkeit verbessern will, muss die Neuformulierung des Textes im Rahmen der Verhandlung leisten, um glaubwürdig zu bleiben.

Die Initiative "Verbände PRO Tarif" hat den gesamten bestehenden Manteltarifvertrag im Detail analysiert und herausgearbeitet, was verändert werden muss, um ihn allgemeinverständlich, leichter anwendbar und gerechter zu machen. Das Ergebnis der Analyse kann in übersichtlicher Form eingesehen werden und steht den Tarifvertragsparteien zur Verfügung, sofern sie wirksame Verbesserungen anstreben.

Die Überarbeitungsvorschläge der Verbände PRO Tarif finden Sie hier:
https://verbaende-pro-tarif.de/tvffs-ueberarb-detail

Für Rückfragen stehen Ihnen die Verbands-Geschäftsstellen zur Verfügung:
BFS – Bundesverband Filmschnitt Editor Tel: 030 - 23633866
BVK – Berufsverband Kinematografie Tel: 089 - 34019190
VSK – Verband der Berufsgruppen Szenenbild und Kostümbild Tel: 089 – 6493139

Mit Dank für die redaktionelle Berücksichtigung dieser Pressemeldung
und freundlichen Grüßen

Verbände PRO Tarif

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